Manifest

 
logo
 

„Scheinaltertümer hinstellen ist weder wahre Kunst noch wahre Denkmalpflege.“
Georg Dehio, 1905

These

Dresden ist eine Kulturstadt von internationalem Rang und beeindruckt durch seine reiche kulturelle und baukünstlerische Geschichte. In deren Verlauf entstand eine Kulturlandschaft, die über Generationen gebildet und fortgeschrieben wurde. Sie kulminiert im Stadtzentrum mit der weltbekannten Kulisse zum „Elbflorenz“. Viele heute umjubelte Gebäude waren in ihrer Entstehungszeit umstrittene Neubauten. Schon damit mahnt die Geschichte zu differenzierter Betrachtung.

Antithese

Das baukulturelle Erbe zu erforschen und zu bewahren ist eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe unserer Zeit. Aus dem Geist des dabei gewachsenen Anspruches gilt es jedoch, mit den schöpferischen Mitteln unserer Zeit das Erbe fortzuschreiben. Auch in der Vergangenheit entstanden nur aus solchem Selbstverständnis weiterführende Impulse in Architektur, Städtebau und Landschaft.
Gegenwärtig dominiert jedoch eine Diskussionskultur, die die Fortschreibung des baukulturellen Erbes als Geschichtsverrat verhöhnt. Gegenwart und Zukunft werden zum Feind eines zum Ideal verklärten Architekturkanon, der sich im Wesentlichen am Barock orientiert. Baukultur bleibt damit nur aus der Vergangenheit erklärbar.
Zweifellos streitbare Entwürfe oder Gebäude aus dem zeitgenössischen Verständnis heutiger Autoren werden undifferenziert mit Niedertracht behandelt. Öffentliche Diskurse geraten zu Schmähveranstaltungen. Die Kompetenz breiter Expertenkreise bleibt ungehört.

Konflikt

Dresden führt auf diese Weise eine seit über 400 Jahren bestehende Kontinuität eines kulturgetragenen, in die Zukunft gerichteten Selbstbewusstseins in eine Sackgasse. Der bis in die Gegenwart noch lebendige Genius loci des gebauten Dresdens, der von seinen schöpferisch tätigen Bewohnern hochgehalten wird, droht zu vertrocknen.

Lösung

Aus den heutigen sozialen, wirtschaftlichen und bautechnischen Umständen muss ein zeitgenössisches Verständnis von Architektur, Städtebau und Landschaft wiederhergestellt werden, dass diesen Gegebenheiten verpflichtet ist. Darin einbegriffen ist ein kritisches Hinterfragen der bisher unbefriedigten Erwartungen der heutigen Stadtbewohner an Gegenwartsarchitektur. Nur damit wird echte baukulturelle Kontinuität im historischen Kontext möglich.

Die ZEITGENOSSEN treten ein für:
• einen fundierten, respektgetragenen Dialog zwischen Architekten Stadtplanern und Bürgern und bieten eine Plattform dafür
• Vernetzung der kreativen Köpfe in Architektur Kunst und Wirtschaft
• mehr öffentliche Aufmerksamkeit für bisher verkannte Qualitäten und Potenziale Dresdner Baukultur, vor allem nach 1945
• Klären der Ursachen von Unzufriedenheit erheblicher Teile der Stadtbevölkerung mit manchen neueren Gebäuden und Stadträumen